Die Journalist:innen sind auf der Strasse!

Seit 11:30 Uhr protestieren heute rund 300 Personen vor dem Gebäude der TX Group in Zürich, die meisten davon Mitarbeitende des Unternehmens. Zeitgleich protestieren 140 Journalist:innen vor dem Tamedia-Gebäude in Lausanne. Die TX Group hat es mit dem massiven Abbau von insgesamt 80 Stellen geschafft, die überregionale Solidarität zu wecken. Betroffen sind vor allem Jouranlist:innen der Bezahlmedien sowie von 20 Minuten.

Eine Mobilisierung in diesem Umfang hat es in der Geschichte der TX Group noch nie gegeben. Der Grund: Am 21. September ist der Abbau von 48 Stellen bei Tamedia, einem Unternehmen der TX Group, bekannt geworden. Letzten Mittwoch, 25. Oktober, kommunizierte derselbe Konzern einen zusätzlichen Abbau von 35 Stellen bei den Medien der 20-Minuten-Gruppe. Mit 28 gestrichenen Stellen nur schon bei Tamedia in der Suisse Romande wird dort jede vierte Stelle abgebaut. Edgar Bloch, der Präsident von impressum, macht vor dem Tamedia-Gebäude in Lausanne klar, wie empörend das Verhalten des Unternehmens um « Supino », den Verwaltungsratspräsidenten ist, der sich selbst als Verfechter des Journalismus ausgibt. Dieser liess sich zitieren, die Schweiz sei ein Paradies für Journalismus. Das Gegenteil sei der Fall urteilt Bloch, und die Anführer dieser Hölle würden « … die Stellen und die journalistische Diversität vernichten, ganz besonders bei den Welschen.»

Die Personalkommission der Zürcher Redaktionen fordert von Pietro Supino und den Verantwortlichen bei TX Group in einem offenen Brief einen «Verzicht auf weitere Einsparungen mindestens bis 2025.» Es sei auch den Aktionären des Konzerns klar zu machen, warum sie in den nächsten Jahren nicht ganz so hohe Dividenden (von über 47 Millionen im Jahr 2022) erwarten könnten. Sie fordern einen «ehrlichen gegenseitigen Austausch der Geschäftsleitungen mit den Redaktionen.» Die Kommission unterstreicht auch die hohe Arbeitsbelastung und den Druck auf die Redaktionen - der nach den neuen Kürzungen noch weiter zunimmt. Namentlich die redaktionellen Dienstleistungen von Tamedia (TES) arbeiteten unter enormem Druck, um zuverlässige und qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern. Die ständige prekäre Lage führten «zunehmend auch zu einer gesundheitlichen Belastung».

Caroline Gebhard, Präsidentin der Waadtländer Sektion von impressum, ergreift mit Bestürzung und Wut das Wort: «Vor einem Monat waren wir bereits alle hier versammelt, am Fuss des Tamedia-Hochhauses. Wir sprachen bereits von einem Ausbluten, einem Aderlass, einem Kahlschlag. Heute fehlen uns die Worte, uns, die wir uns entschieden haben, den Journalismus zu unserem Beruf zu machen.» Ein Beruf, der durch rücksichtsloses Vorgehen gefährdet wird, indem in diesem Konzern in nur einem Monat 80 Stellen gestrichen werden, um die Konzernspitze bei Laune zu halten, welche nur ihre Gewinne im Sinn hat. Eine Geschäftsleitung, die ohne Rücksicht auf die Rolle der Medien als vierte Gewalt handelt. «Heute sind wir an diesem Punkt angelangt. Wir zerstören Karrieren, Leben und Berufungen. Aber wir opfern auch unseren Beruf. Denn darum geht es: Indem man Federn und Kompetenzen abbaut, trocknet man die Vielfalt unserer Medienlandschaft aus, trocknet man unsere Informationskanäle aus, trocknet man unsere Fähigkeit, selbständig zu denken aus.»

impressum, der Berufsverband der Journalistinnen und Journalisten, setzt alles daran, gegen die von der TX Group angekündigten Massnahmen vorzugehen, und ruft zur Solidarität gegen diesen Angriff auf, der die Journalismusbranche in der Schweiz weiter schwächt.

impressum steht den Redaktionsmitarbeitenden kollektiv und individuell zur Seite und ruft die Betroffenen auf, impressum für Beratung, Unterstützung und Rechtschutz zu kontaktieren.

 

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