
Der Schweizer Journalistenverband beginnt ein neues Kapitel: Urs Thalmann, der seit 20 Jahren die Geschäftsleitung von impressum innehatte, überlässt seinen Platz Michael Burkard und Etienne Coquoz, die derzeit als Zentralsekretäre für impressum tätig sind. Der Zentralvorstand hatte das Duo bereits im Februar ernannt (lesen Sie hier die Medienmitteilung). Die Delegiertenversammlung hat diese Wahl heute einstimmig offiziell bestätigt.
Caroline Gebhard und Fabienne Sennhauser, Co-Präsidentinnen von impressum, würdigten den unermüdlichen Einsatz von Urs Thalmann. Sie freuen sich, die Leitung an ein zweisprachiges Duo übergeben zu können, das bereits aktiv an den zentralen Aufgaben des Verbands mitarbeitet. Michael Hug verlässt den Zentralvorstand nach sieben Jahren engagierten Wirkens für den Verband. Darüber hinaus wurde der Zentralvorstand unverändert wiedergewählt und setzt sich nun aus Caroline Gebhard (Co-Präsidentin), Fabienne Sennhauser (Co-Präsidentin), Gilles Labarthe, Martina Huber, Luca Beti und Athénaïs Python zusammen.
Caroline Gebhard macht auf die zahlreichen Entlassungswellen aufmerksam, die das Team des Zentralsekretariats im Jahr 2024 beschäftigt haben: Ringier, ESH Medias, SRG, Le Temps, La Liberté, Tamedia, EMH, CH Media. «Bei jeder dieser Entlassungswellen stand impressum seinen Mitgliedern und den betroffenen Mitarbeitenden zur Seite und sorgte für die nötige Unterstützung», unterstreicht die Co-Präsidentin. Zudem weist sie darauf hin, dass die individuelle Beratung weiterhin stark nachgefragt und von den Mitgliedern geschätzt wird. „Neben der kollektiven Begleitung bei Entlassungen gehen wir davon aus, dass rund 220 Mitglieder von impressum im vergangenen Jahr den Rechtsdienst des Verbands in Anspruch genommen haben.“
Die Zentralsekretäre haben sich im Jahr 2024 auch für die Harmonisierung des Presseausweises, für Sensibilisierungsmassnahmen gegen SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) sowie für den Erhalt der CCT RRR eingesetzt.
Rückkehr zu schwarzen Zahlen
Nach mehreren Jahren mit negativen Abschlüssen schreibt impressum wieder schwarze Zahlen und legt für das Jahr 2025 ein ausgeglichenes Budget vor. Um dies zu erreichen, musste der Zentralvorstand schwierige Entscheidungen treffen, darunter die Aussetzung oder Kürzung von Beiträgen an Organisationen, die impressum besonders am Herzen liegen – wie den Schweizer Presserat, das Edito oder das MAZ.
In den vergangenen Jahren hat das Zentralsekretariat wiederholt darauf verzichtet, frei gewordene Stellen neu zu besetzen. Im letzten Jahr optimierte das Team seine internen Ressourcen, was sich positiv auf das Budget 2025 auswirkte. Fabienne Sennhauser sagt dazu: „Kostensenkungen allein genügen nicht. Deshalb arbeiten wir auch an einer Verbesserung unseres Finanzierungsmodells, etwa durch die Vereinfachung des Aufnahmeverfahrens für BR-Mitglieder. Zudem investieren wir in Kommunikation und Mitgliedergewinnung. Die Mittelbeschaffung zeigt bereits erste Erfolge. So unterstützt beispielsweise eine Stiftung den Rechtsdienst von impressum aktiv in seinem Kampf gegen SLAPPs.»
Gerichtsentscheidung im Verfahren zwischen impressum und der SRG
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über die Aufnahme von impressum in den GAV der SRG hat der Berufsverband 2019 ein Gerichtsverfahren eingeleitet, um endlich als Sozialpartnerin in den GAV mit der SRG aufgenommen zu werden. Für impressum war dies das letzte Mittel, um seine Mitglieder, die für diesen zentralen Player in der Schweizer Medienlandschaft arbeiten, bestmöglich zu vertreten.
Im März 2025 hat das Gericht schliesslich gegen impressum entschieden. Die Begründung des Gerichts liegt noch nicht vor, aber dieser Entscheid hat zu einer lebhaften Diskussion unter den Delegierten geführt, insbesondere angesichts der hohen Kosten, die dieses Verfahren namentlich durch ein gerichtlich angeordnetes Gutachten verursacht hat. In der Diskussion hat die Versammlung den Vorschlag aufgenommen, ihre Mitglieder, welche bei SRG arbeiten, in geeigneter Form mobilisieren zu wollen, um auf diese Weise zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Organisationen beizutragen.
Erklärung zu künstlicher Intelligenz und Debatte über den lokalen Journalismus
Mit einer grossmehrheitlich angenommenen Erklärung unterstützen die Delegierten die Arbeiten für eine gemeinsame Erklärung zur Nutzung generativer KI, welche von verschiedenen Organisationen aus dem Umfeld des Schweizer Presserats geleistet werden.
impressum organisierte auch eine Podiumsdiskussion mit den Chefredakteuren Reto Stifel (Engadiner Post/Posta Ladina) und Tommaso Manzin (Appenzeller Volksfreund), um mit den Delegierten über die Zukunft des lokalen Journalismus zu debattieren. Reto Stifel merkt an, dass es „im Lokaljournalismus keine Fake News gibt. Sie werden von den Lesern sofort korrigiert“, was für Tommazo Manzin auch „eine gewisse Form von Mut und Ethik“ impliziert, „denn man kann auf der Strasse einer Person begegnen, über die am Vortag geschrieben wurde“. Nach Meinung der eingeladenen Chefredaktoren verhindert eine regionale Verankerung bis zu einem gewissen Grad die Finanzierungskrise, welche die grossen Titel erleben, auch wenn die Verkaufszahlen überall rückläufig sind. „Papier bleibt das zentrale Produkt. Die Leserbriefe spielen in unseren Regionen teilweise immer noch die Rolle von sozialen Netzwerken“, erklärt Tommazo Mazin.