Das Angebot der Verleger beinhaltet einen Mindestlohn von 4'800 Franken – viel zu wenig für die Arbeit im Journalismus und 1'000 Franken weniger als der Mindestlohn in der Westschweiz. Für regelmässige Freie möchten sie lediglich eine Empfehlung für ein Tageshonorar von 400 Franken festlegen – 184 Franken weniger als das fixe Mindesthonorar in der Westschweiz.
Ende März lehnte die Delegiertenversammlung von impressum das vorliegende GAV-Angebot einstimmig ab. Bei der anschliessenden Basisbefragung von syndicom und impressum zeigte sich, dass die Medienschaffenden das Angebot für ungenügend halten. 85% der mehreren Hundert Teilnehmenden würden das Zwischenergebnis ablehnen.
impressum und syndicom fordern vom VSM in drei Kernpunkten erhebliche Verbesserungen:
- Der GAV braucht einen angemessenen Mindestlohn und ein adäquates Mindesthonorar. Eine Messlatte setzt der Westschweizer Presse-GAV mit 5'843 Franken pro Monat bzw. 584 Franken Tageshonorar.
- Die Urheberrechte der Medienschaffenden müssen im GAV geschützt werden, insbesondere jene der Freien. Sie müssen an Mehrfachverwertungen beteiligt werden.
- Der Anwendungsbereich des GAV ist so auszugestalten, dass es für regelmässige Freie realistisch ist, unter den vertraglichen Schutz zu fallen. Die Hürden, wer als regelmässig freischaffend gilt, müssen gesenkt werden.
Der VSM hat an der letzten Sitzung bekanntgegeben, dass er auf diese Forderungen nicht eintreten will. syndicom und impressum lehnen es ab, dass der Deutschschweizer Verlegerverband das Niveau des Westschweizer GAV derart krass unterschreiten will.
Livia Lehner, Zentralsekretärin von impressum sagt dazu: «In der Suisse Romande hat impressum mit Médias Suisses eine funktionierende Sozialpartnerschaft. Die Romandie beweist, dass dies im Mediensektor möglich ist. Dass der VSM in der Deutschschweiz und im Tessin den Medienschaffenden nur ein wesentlich schlechteres Angebot unterbreitet, ist ein Zeichen fehlender Wertschätzung. Bei allem Verständnis für die herausfordernde Situation einiger Unternehmen der Branche, wollen wir endlich eine echte Kompromissbereitschaft und Zugeständnisse auf der Seite des VSM sehen.»
Stephanie Vonarburg, Vizepräsidentin von syndicom : «Einstiegslöhne von unter 5'000 Franken sind ein Hohn für die Arbeitnehmenden in profitablen Medienhäusern. Die Anforderungen an die Medienschaffenden sind hoch, ihre Ausbildung überdurchschnittlich. Dazu kommt: Der Verlegerverband verlangt von Google und Co. Fairplay und Fairpay bei der Nutzung von Medieninhalten. Genau dies müssen die Verleger zuerst dringend in den eigenen Betrieben einhalten: Es braucht anständige Mindestlöhne und faire Bezahlung für die Festangestellten und die regelmässigen Freien.»