Zwei Veranstaltungen für den Schweizer Journalismus im November

Mitte November fanden zwei Veranstaltungen für den Schweizer Journalismus statt: Der JournalismusTag18 an der ZHAW und der 28. Berner Medientag. An beiden Events war impressum mit einem Informationsstand anwesend.

JournalismusTag18

An der Jahreskonferenz des Vereins Qualität im Journalismus wurde u. a. über die Handhabung und die Kontrolle von Algorithmen, über publizistisches Selbstverständnis bei Angriffen und Verunglimpfungen von rechtspopulistischer Seite auf die öffentlich-rechtlichen Medien und über die abnehmende Nachfrage von „klassischen Medien“ gesprochen.

Durchsichtigkeit algorithmischer Entscheidungsfindung
Ein Gespräch mit Gründer und Geschäftsführer von AlgorithmWatch, Matthias Spielkamp, zeigte die Ziele, Methoden und Schwierigkeiten seiner Plattform, die die gesellschaftliche Relevanz von algorithmischer Entscheidungsfindung aufzeigt und die technischen Prozesse nachvollziehbar machen will. Durch die zunehmende Technisierung und das Spezialistentum stellen sich ethische und demokratische Fragen. Beispielsweise wurde eine Studie durchgeführt, um die Existenz von Filterblasen bei Google-Suchen zu verifizieren. Das Ergebnis war, dass bei unterschiedlichen Personen nur minime Resultatunterschiede festzustellen sind.

Publizistisches Selbstverständnis bei Angriffen auf die öffentlich-rechtlichen Medien
Der ORF-Journalist Armin Wolf berichtete über einen Angriff seitens FPÖ-Chef Strache, der ihm und dem ORF in einem Facebook-Post vorgeworfen hatte zu lügen. Wolf ging vor Gericht wegen Kreditschädigung, Ehrenbeleidigung und übler Nachrede und schloss einen Vergleich. Strache musste sich entschuldigen. Wolf betonte, dass er jede politische Richtung „gleichwertig und fair“ behandle und sich einer politischen Stellungnahme im Sinne eines Aufrufs zur Wahl einer bestimmten Partei enthalte. Alles andere, wie beispielsweise sein persönlicher Blog sei durch die Meinungsfreiheit geschützt.

28. Berner Medientag – Haltung zeigen

Unter dem Titel „Haltung zeigen“ fand der 28. Berner Medientag statt. Haltung soll gewahrt werden in diesen Zeiten struktureller Entwicklungen in der Medienlandschaft trotz Enttäuschung über die Kommunikationspolitik der Unternehmen beim Stellenabbau.

Haltung heisst konstruktive Fragen zu stellen und bei schwerwiegenden Entscheiden einbezogen zu werden. Trotz rasanter Homogenisierung der Medienprodukte sowohl beim SRF und Keystone-SDA, als auch bei der Tamedia sind die TeilnehmerInnen gewillt, ihr eigenes Unternehmen vorwärts zu bringen und nach wie vor gute Geschichten zu liefern.

Mit Haltung ist ein Aufrechterhalten qualitativer Standards, ethischer Richtlinien zum Schutz vor Blossstellung und eine kritische Distanz zu Akteuren aus Politik und Wirtschaft gemeint. Insbesondere, weil eine Zunahme von durch JournalistInnen verfasste PR-Artikel festzustellen ist. Ein kritischer Umgang und genaues Hinschauen sind unumgänglich.

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