Negative White – für eine Kultur mit Qualität

Seit bald sieben Jahren versucht das Online-Magazin Negative White dem Kulturjournalismus seinen Platz zurückzugeben. Müde sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch lange nicht: Es stehen grosse Veränderungen an, verrät Redaktionsleiter Janosch Tröhler.

Beginnen wir mit einer These: Der Kulturjournalismus liegt im Sterben. Die grossen Medienhäuser schlingern in der Krise. Ihre Reaktion auf wegbrechende Werbeeinnahmen und sinkende Abo-Zahlen besteht aus einer tödlichen Spirale aus Sparmassnahmen. Und wo saust die Guillotine am ehesten runter? Beim Luxusgut: dem Kulturjournalismus.

Dabei ist das ein Trugschluss. Denn Kultur ist ein Spiegel der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit Kultur – also der Mehrwert des Kulturjournalismus – ist im besten Fall auch immer eine Auseinandersetzung mit unserer Umwelt.

Während der Aderlass auf den Redaktionen fröhlich in die nächste Runde geht, formiert sich ein neuer Kulturjournalismus im Netz. Unzählige Plattformen besprechen Konzerte, Theater, Filme, Bücher und Alben. Dazu gehört auch das Online-Magazin Negative White. Doch wir möchten mehr, als einfach gratis Konzerte besuchen oder kostenlos neue Musik abstauben. Nein, Negative White will dem Kulturjournalismus seine Bedeutung zurückgeben. Kultur verdient Qualität.

Das ist natürlich ein hochtrabendes Ziel. Daran haben wir – mein Bruder Nicola und ich – keine Gedanken verschwendet, als wir 2009 die Idee für Negative White hatten. Wir waren naseweise Grünschnäbel. Wenn wir heute unsere erste Website anschauen, die ersten Texte lesen, war das Dilettantismus auf hohem Niveau. Wir machten einfach mal.  

Heute – fast sieben Jahre später – können wir auf Interviews mit Paul McCartney oder Gabi Delgado zurückschauen. Wir haben Konzerte im kleinsten Hinterhofclub bis ins Letzigrund besprochen. Besuchten Festivals von der Grösse einer Gartenparty bis zu Megaevents wie das Wacken. 

Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen. Auf dem Weg werden wir immer wieder auf die Schnauze fallen. Aber es ist wie im Moshpit – irgendwie kommst du immer wieder auf die Beine. Dann geht der Pogo weiter.  

Manchmal sind wir selbst erstaunt, wo wir heute stehen. Und das alles dank alles andere als selbstverständlicher Ehrenamtlichkeit von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Partnern, Freunden und Kollegen. Ohne Leidenschaft geht es nicht.  

Am 2. November 2016 ging unsere neue Website live. Nach über 150 unbezahlten Arbeitsstunden. Sie soll das Fundament bilden für den Kulturjournalismus, den wir uns wünschen. Selbstverständlich braucht es dafür Geld. Deshalb arbeiten wir an Ideen, welchen Service wir unseren Leserinnen und Lesern bieten können, für den es sich zu zahlen lohnt. Wir denken über Personalisierung und Crowdsource-Projekte nach. Wir bleiben rastlos.  

«Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen», sagte einst Mahatma Ghandi. Das gilt für uns im Kulturjournalismus ebenso wie für den Journalismus im Allgemeinen. 

Negative White auf Facebook, Twitter, Instagram, YouTube und Spotify.  

Janosch Tröhler